HANSPETER HOFMANN
Eröffnung: 12.09.2002, 19.00
Ausstellungsdauer: 13.09.-02.11.2002


Auf den ersten Blick erinnern die Bilder von Hanspeter Hofmann an mikroskopische, biologische Formen, die auch noch in ihrer tatsächlichen Größe eine rhythmische, pulsierende, ja, lebendige Qualität erzeugen.
Ein Geflecht von sich überschneidenden, ineinander verwobenen Linien, die scheinbar einem Zentrum entspringen und über den Bildrand hinaus fließen, aus dem Bild verschwinden. Fast schon plastisch erzeugen sie Räume, Knoten, Schichtungen, Verdichtungen, die dem Auge ein Muster nahe legen, das es bereits zu kennen glaubt. Die Assoziation biologischer Mikroorganismen, die sich leicht als Metapher für eine Urform künstlerischer Gestaltfindung interpretieren ließen, führt allerdings an der Komplexität dieser Malerei vorbei. Die Geschlossenheit des Bildes wird in Hanspeter Hofmanns Arbeiten vehement aufgebrochen. "Selbst die anfängliche Organik der Form kontrastiert mit einer popigen Farbigkeit und evoziert dabei jene größtmögliche Künstlichkeit, welche genau wie die Werkanlage jeden Gedanken ans Naturhafte radikal unterläuft." (Ralf Christofori) Hanspeter Hofmann versteht seine Arbeit mehr als eine, nicht zufällig aus biologischen Erkenntnissen angereicherte, Denkweise denn eine an ästhetischen Kategorien orientierte Malerei. Sie zielt auf das Beobachten von Formen und eine Formfindung abseits von Schöpfungsmythen. Wahrnehmen bedeutet immer auch, eine Ordnung zu verwenden bzw. eine Ordnung vorzufinden. Die Strukturen und Muster, die das Bild fein und dünn überziehen, bieten eine erste Orientierung. Sie tauchen immer wieder in leichten Variationen auf und ermöglichen dadurch eine zusätzliche, die einzelnen Bilder verbindende Strukturierung genauso wie ein in das Medium Bild hinein gelegtes Gedächtnis. Die Struktur ist so in einer weiteren Struktur aufgehoben und durch diese in ihrer Eindeutigkeit verletzt. Hanspeter Hofmann entwickelt nicht Formen, sondern Formzusammenhänge, die überall und gleichzeitig beginnen. "So gesehen gibt es keine Ausrichtung, die sich allerdings während dem Malen ändern kann und auch später offen bleibt für Diskussion. Es handelt sich also nicht um die pure Lust am Malen, vielmehr begreife ich meine Malerei als eine Form des Denkens." (Hanspeter Hofmann) "Es ist das den Bildern von Hofmann inhärente Unvorgewusste, welches dem Beobachter den Weg eindeutigen Sehens versperrt zugunsten einer Öffnung des Blicks, des Sehens, des Wahrnehmens, Verarbeitens und Strukturierens." (Ralf Christofori). Die Bilder von Hanspeter Hofmann thematisieren (auch) das Beobachten selbst und das, wie wir uns selbst beim Beobachten beobachten, d.h. den Prozess, der die Wahrnehmung, die Verarbeitung und die Strukturierung miteinander verbindet.